Liebe Freunde und wohlwollende Begleiter oder Beobachter meines Tuns, egal welchen Geschlechts,

Von Gregory Bateson stammt der Satz: "Die Natur lässt sich nicht ändern, außer dass man sich ihr fügt". Wir selbst sind Teil dieser lebendigen Natur, haben uns aber eingebildet, wir könnten sie beherrschen und nach unseren Vorstellungen gestalten. Und wir waren so stolz auf das, was wir dabei vollbracht hatten, dass wir dieses Zeitalter des Machbarkeitswahns als "Anthropozän" sogar erdgeschichtlich eingeordnet haben. Was für eine Hybris – und welche Ironie der Natur, dass uns nun ausgerechnet das kleinste Lebewesen, ein winziges Virus aus der Familie der Corona-Viren vor Augen führt, wie vermessen wir mit unserem Machbarkeitswahn unterwegs waren. Das Virus kommt – woher auch immer – und so ziemlich alles, was bisher scheinbar recht gut funktioniert hat, bricht wie ein Kartenhaus zusammen. Ich hoffe sehr, dass es Sie nicht wie so viele andere mitgerissen und in existentielle Schwierigkeiten gebracht hat. Angesichts dessen, was vermutlich noch auf uns zukommt, kann ich uns allen nur wünschen, dass wir diese Krise als Chance begreifen, um die Vorstellungen, denen wir bisher gefolgt sind, endlich grundlegend zu hinterfragen.

Mich hat das, was seit Beginn dieser Corona-Krise abläuft, sehr nachdenklich gemacht. Beim Versuch, es zu verstehen, bin ich auf die Angst als den dafür entscheidenden Schlüssel gestoßen. Damit meine ich nicht die Angst vor dem Virus, sondern die durch die Vorstellung der von ihm ausgehenden Gefahr ausgelöste Angst. Das Virus können wir nicht verändern, aber sehr wohl unsere Vorstellungen davon, wie gefährlich es ist. Diese Vorstellung können wir auch verstärken, im eigenen Kopf, aber auch in den Köpfen anderer. Angst kann also durch die Verbreitung angstmachender Vorstellungen auch geschürt werden. Das nennt man dann "Instrumentalisierung der Angst" zur Durchsetzung eigener Interessen.

Wen ich so tief in eine Problematik eintauche, fange ich meist auch an, es aufzuschreiben. Daraus entsteht dann oft ein Buchmanuskript. Auch in diesem Fall. Der Titel lautet "Wege aus der Angst. Über die Kunst, die Unvorhersehbarkeit des Lebens anzunehmen". Es erscheint schon Anfang September. Der Verlag hat dazu eine extra Webseite eingerichtet. Hier werden wöchentlich kleinere Textteile vorgestellt, jeweils mit einem Kommentar von mir, in dem ich den direkten Bezug zur Corona-Problematik herstelle.

Meine Homepage bleibt wohl auch weiterhin eine Baustelle. Die Mediathek ist noch immer nicht vollständig mit allen Beiträgen gefüllt. Damit dort aber sichtbar wird, was in letzter Zeit an Artikeln, Interviews und Videos entstanden ist, ist dort eine neue Rubrik Kürzlich veröffentlicht eingerichtet und die ersten Hinweise sind eingestellt. Für alle, die sich dafür interessieren, woran ich gerade arbeite, gibt es jetzt eine Rubrik In Bearbeitung . Dort findet sich auch der Hinweis auf das Buch zum Thema Angst mit Leseproben aus einigen Kapiteln. Auch ein gemeinsames Projekt mit dem Physiker und Informatiker Gerhard Luhn wird dort vorgestellt. Es handelt sich um den ersten Teil einer Schriftenreihe zum Thema "Vorstellungskraft und Potentialentfaltung".

Noch zur Homepage:
Auf der Startseite sind nun auch die noch in diesem Jahr (voraussichtlich) stattfindenden Veranstaltungen aufgeführt, an denen ich mit einem Beitrag beteiligt bin. Besonders interessant ist hier eine Veranstaltung am 29. August in Bern. Dort halte ich einen Vortrag anlässlich der Gründungsversammlung des Bewegung Neue Kultur. Diese Bewegung finde ich deshalb so unterstützenswert, weil sie für den anstehenden Transformationsprozess unserer gegenwärtigen Gesellschaftsform eine übergreifende, auch politisch realisierbare Orientierung bietet und international ausgerichtet ist. Wir unterstützen diese Bewegung auch im Rahmen der Akademie für Potentialentfaltung.

Auch von dieser Akademie gibt es Interessantes zu berichten:
Ab dem 1. September bieten wir allen, die sich dafür interessieren die Möglichkeit, sich Aufschluß über die Qualität der Gemeinschaft, also des Teams, des Vereins, der Gruppe etc., in die sie eingebunden sind, zu verschaffen. Dazu haben wir auf dem Marktplatz der Akademie-Website unter der Rubrik "WeQ-Test" eine entsprechende Anleitung eingestellt. Der Online-Test ist für alle offen, die Auswertung der Ergebnisse kommt per Mail und das Ganze ist kostenlos. Unsere Unkosten hoffen wir durch Spenden der Mitglieder all jener Gemeinschaften, die diesen Test durchführen, decken zu können. Wir versuchen es probeweise für ein Jahr, ob das so klappt. Den Test verbreiten wir gemeinsam mit der WeQ-Foundation und hoffen, dass er von möglichst vielen Gemeinschaften überall im Land genutzt wird. Aus unseren bisherigen Erfahrungen ist deutlich geworden, dass allein schon die Durchführung des Tests durch die Mitglieder eines Teams einen positiven Einfluss auf deren Zusammenwirken in der betreffenden Gemeinschaft hat. Gern können Sie und ihr Teams, Vereine und Gemeinschaften auf dieses Angebot aufmerksam machen. Wir werden damit keine Gewinne erzielen, aber möglicherweise auf einer breiten Ebene das Bewusstsein dafür schärfen, dass das Zeitalter der Einzelkämpfer vorbei ist und eine Gemeinschaft – wenn sie wirklich eine ist, die diesen Namen verdient – über deutlich mehr Hirn verfügt als jedes einzelne ihrer Mitglieder.

Es ist wunderbar, dass es nun immer mehr Initiativen und Projekte gibt, deren Mitglieder gemeinsam all die vielen Missstände zu überwinden versuchen, in denen sich die Menschheit angesichts der Dominanz unseres gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzsystems verfangen hat. Dabei sollte m.E. aber nicht aus dem Blick geraten, dass jede tiefgreifende Veränderung ja immer bei uns selbst, also bei jedem und jeder Einzelnen beginnt.
Dazu passt vielleicht dieser letzte Abschnitt aus dem bereits erwähnten Buch "Wege aus der Angst":

Das Leben ist ein Abenteuer. Es steckt voller Überraschungen, und es birgt auch Gefahren. Wir können unser Leben als Geschenk annehmen und uns über all das freuen, was es für uns bereithält. Aber wir können es nicht planen und kontrollieren oder gar ordnungsgemäß und mehr oder weniger erfolgreich zu Ende bringen. Auch dass wir uns im Leben verirren können, gehört zu diesem Abenteuer. Aber ebenso, dass wir in der Lage sind, unsere Irrtümer zu erkennen und zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens wiederzufinden, was wir unterwegs verloren haben. Und wenn wir das wollen, ist es auch möglich, unser bisheriges Denken, Fühlen und Handeln zu verändern. Sogar sehr grundsätzlich, auch viel tiefer reichend und nachhaltiger als wir uns das auf der Grundlage unserer bisherigen Vorstellungen zuzugestehen bereit waren.

Ich wünsche mir, Sie hätten Lust, es einmal auszuprobieren. Es ist ganz leicht, und Sie müssen sich dabei auch überhaupt nicht anstrengen. Sobald Sie diese letzten Zeilen gelesen haben, könnten sie versuchen, ab sofort etwas liebevoller mit sich selbst umzugehen. Liebevoll zu sich selbst zu sein, ist doch nicht so schwer. Und damit müssen Sie auch nicht warten, bis alle anderen das ebenfalls tun. Fangen Sie einfach mal an. Zum Beispiel, indem Sie nichts mehr essen, was ihnen nicht guttut. Auch nicht auf eine Art und Weise, die sie als lieblos gegenüber sich selbst empfinden – an hässlichen Orten, mit unangenehmen Gefühlen, unter Zeitdruck oder aus anderen Gründen freudlos. Womöglich gar mit einem schlechten Gewissen, weil Sie etwas essen, das unter für Sie inakzeptablen Bedingungen produziert worden ist. Das wäre alles lieblos, und es bekommt Ihnen ja auch nicht. Bemerken werden Sie diesen Unterschied aber erst dann, wenn Sie es selbst ausprobieren. Das Gleiche gilt freilich ganz genauso für die geistige Nahrung, die Sie zu sich nehmen. Was müssen Sie sich tagtäglich nicht alles anhören und anschauen, wenn Sie wieder einmal vergessen haben, etwas liebevoller mit sich umzugehen. Schalten Sie den Fernsehapparat, das Radio, Ihre digitalen Geräte doch einfach mal ab. Sie werden sich wundern, wie viel Zeit Sie plötzlich für sich selbst, für Ihre Liebsten, für Ihre Freunde und Bekannten haben.

Es mag Sie anfangs erstaunen, aber es lässt sich gar nicht verhindern, dass Sie dann auch liebevoller mit anderen Menschen umzugehen beginnen, sogar mit Tieren und Pflanzen, mit der Natur und allem, was Sie umgibt. Weil Sie sich selbst verwandelt haben, verwandeln Sie nun die Welt – mit Freude und Leichtigkeit. Für angstmachende Vorstellungen ist dann einfach kein Platz mehr in Ihrem Gehirn. Das ist es, was ich Ihnen wünsche.



Mit einem herzlichen Gruß,
Ihr und euer,
Gerald Hüther






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