Liebe Freunde, Wegbegleiter und Wegbereiter

Letzte Woche habe ich in Berlin meinen letzten Vortrag dieses Jahres gehalten. Was ich mir zu Beginn 2013 vorgenommen hatte, habe ich durchgehalten: Für das Jahr 2014 habe ich keine öffentliche Aktivitäten angenommen. Mein Kalender ist nun für die kommenden zwölf Monate tatsächlich leer. Keine Termine, keine Verpflichtungen, endlich wieder Zeit für Forschung und Lehre, und vor allem zum Nachdenken...


Abgesehen davon, dass das schon immer meine Lieblingsbeschäftigung war, ist dieses Innehalten und kritische Hinterfragen nach den Ereignissen des zu Ende gehenden Jahres für mich nun doppelt notwendig geworden.


Ein angenehmer Rückblick

Vieles hat sich wunderbar entwickelt. Die verschiedenen Initiativen für Schulen, Kommunen und Unternehmen breiten sich aus und erzeugen auch immer spürbarere Wirkungen.

Mit der Roadshow "Lernlust statt Schulfrust" wurden über 10.000 Menschen erreicht, den Film ALPHABET haben seit Oktober schon fast eine halbe Million Zuschauer in Österreich und Deutschland gesehen. Das Buch "Kommunale Intelligenz" ist zu einem Geheimtipp und beliebten Weihnachtsgeschenk für Bürgermeister geworden. "Jedes Kind ist hochbegabt" war wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Es ist ein gutes Gefühl zu spüren, dass sich etwas bewegt.


Zeit zur Klärung

Aber es gibt eben auch eine ganze Menge Leute, denen genau das nicht so sehr gefällt wie mir. Das ist normal und gut so - bei vielen Veränderungen ist es wichtig, auch den warnenden Stimmen zuzuhören. Doch manche sind in diesem Jahr dabei über das Ziel hinaus geschossen. Angegriffen wird meist der, der den Ball hat - und so wurde ich in einem Beitrag in der ZEIT im Sommer ziemlich übel gefoult: Als wissenschaftliche Niete, als universitärer Schmarotzer, als Scharlatan und Hochstapler dargestellt.

Zwar hat mir Chefredakteur Giovanni di Lorenzo auf dem Publishers Summit, wo ich im November zu einem Vortrag eingeladen war, sein Bedauern über den Artikel zum Ausdruck gebracht. Offenbar gibt es aber eine ganze Menge Leser der ZEIT, die sich über diesen Beitrag gefreut haben. Manche hat diese Darstellung auch verunsichert. Auf meiner Homepage findet jeder, der das will, einen ausführlichen Lebenslauf. Den habe ich nun noch durch das ergänzt, was seit 2006 passiert ist. Dabei wird deutlich, dass leider auch an Universitäten nicht alles so ist, wie es sein sollte.


Was kommen könnte

Auch darüber möchte ich im kommenden Jahr noch etwas genauer nachdenken. Und natürlich darüber, wie es weitergeht. Ob ich an der Universität bleibe oder ein eigenes Institut gründe... Es bleibt spannend, und ich bin ja auch nicht wirklich weg. Im Gegenteil, ich werde mich intensiver um die verschiedenen Initiativen kümmern können, um die Umsetzung dessen, was mir am Herzen liegt. Und ich bleibe auch weiter erreichbar.

Aber ich werde häufiger an meinem Schreibtisch sitzen und darüber nachdenken, wie es gelingen kann, dass wir uns in unseren Familien, in unseren Bildungseinrichtungen, in den Kommunen und auch an der Arbeit künftig endlich wieder begegnen. Wie wir einander einladen, ermutigen und inspirieren können, herauszufinden, wozu wir eigentlich in der Lage wären. Jeder Einzelne und wir alle gemeinsam. Einfallen wird mir dazu sicher etwas, aber umsetzen lässt sich das nur, indem wir es ausprobieren ...
Zum Beispiel jetzt, zu Weihnachten können wir versuchen, uns zu finden.

Ich wünsche Ihnen/Euch dabei gutes Gelingen,
glückliche Weihnachtstage und einen guten Start in das Neue Jahr.

Ihr/Euer

Gerald Hüther